Bildkompetenz 3: Signifikation

Wer zwar Gegenstände getrennt voneinander wahrnehmen kann, aber einen Gegenstand nicht als Zeichen aufzufassen vermag, das auf etwas anderes verweist, dem fehlt die signitive Kompetenz, ein Bild als solches wahrzunehmen. Tiere haben laut HANS JONAS dieses Vermögen im Allgemeinen nicht. Sie abstrahieren in der Wahrnehmung automatisch von Spiegelungen oder verwechseln Spiegelungen mit realen Individuen. Posener (2003)
Wer in magischen Welten lebt, vermag nur eingeschränkt das Bild von der dargestellten Realität zu trennen. Das trifft durchaus auf kleine Kinder zu, die im vom Wind bewegten Busch ein Ungeheuer sehen oder beispielsweise auf Totems, in welchen die Kräfte der Ahnen oder Götter wirksam sind. Auch in Ikonen ist die Göttlichkeit präsent. Die Semiotik hat sich des Problems der bildlichen Signifikation angenommen, wobei sich die Position von Charles Sanders Peirce durchgesetzt hat. Michael Tomasello sieht im Übergang vom Zeigen (auf ein Objekt hinweisen) zum Repräsentieren (über eine mentale Repräsentation des Objekts als Gegenstand verfügen) den entscheidenden Schritt in der Entstehung der menschlichen Kommunikation überhaupt.
Didaktisch:
Die signitive Kompetenz wird funktional erlernt und entsprechend automatisch eingesetzt. Erst ein „zweiter“ Blick darauf kann ein Problembewusstsein schärfen. Eben dies wird hier unternommen, einerseits als phänomenologischer Blick auf die Bildwelten von heute und anderseits als zu lösendes Bildproblem (Marsgesicht).
  • Belting, H. (2004) Bild und Kult. München: Beck.
  • Peirce, Ch.S. (2000) Semiotische Schriften. Frankfurt: Suhrkamp.
  • Tomasello, M. (2009) Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Frankfurt: Suhrkamp.