Bild und Medien

Die vom Fernsehen ausgelöste Bilderflut hat in der Fülle nicht ab- sondern zugenommen. Insbesondere mit dem digitalen Bild - aber nicht durch dieses - kommt dem Bild ausserdem zunehmend die Bedeutung und die Funktionalität eines Modells zu. Bilder bilden nicht nur ab, sondern greifen etwa ich architektonischen Entwurf oder der Computersimulation der Realisierung vor. Wer aber in den Raum der Potentionalität projiziert, bewegt sich auf unbekanntem Terrain. Und befindet sich jenseits des klassischen Abbildes im mehrdimensionalen Raum einer neuen Perspektive oder eben in einer multikodalen Projektion. Der Medienphilosoph Vilém Flusser hat darin gar einen Paradigmenwechsel vom Subjekt zum Projekt gesehen. Man könne, so im gleichnamigen Buch „Vom Subjekt zum Projekt“ (1994), zunehmend Städte entwerfen, Häuser entwerfen, Familien entwerfen, Körper entwerfen, Sex entwerfen, Kinder entwerfen, Technik entwerfen, Arbeit entwerfen. Und Bildung entwerfen, möchte man hinzufügen. Zwischen die Welt, wie sie sich der Wahrnehmung darbietet und wovon sich der Mensch nach Heidegger ein Bild macht, und die utopische oder ideale Vorstellung schiebt sich zunehmen das mögliche Modell als Simulation der Realität unter möglichst konkreten Bedingungen. Nicht nur im Bankenwesen oder den globalen Märkten. Auch im Bereiche der Biologie von der Entschlüsselung des Genoms über den Klon bis zur genmanipulierten Neuzüchtung. Oftmals kommt dabei den Bildern die Funktion zu, das neue „Ding“ vor-zu-stellen, um zu prüfen, welcherart es denn bedürfnisorientiert nach- oder neugebaut, konstruiert, werden könnte.
Die gesellschaftliche Macht kommt demzufolge denen zu, welche solcherart neue Bilder nicht nur entwerfen, sondern auch umsetzen können.
  • Flusser, V. (1985) Ins Universum der technischen Bilder. Göttingen: European Photography.
  • Flusser V. (19949) Vom Subjekt zum Projekt. Bensheim und Düsseldorf: Bollmann.