Bildsemiotik: Index, Icon und Symbol

Charles Sanders Peirce (1839-1914) ist einer der Gründer der Semiotik. Seine semiotische Konzeption des Bildes hat sich weitgehend durchgesetzt und wird auch in vielerlei Abwandlungen und Erweiterungen verwendet. Er unterscheidet das indexikalische, das ikonische und das symbolische Bild: Index, Icon, Symbol.
Das indexikalische Bild stellt sich gleichsam selber her, etwa als Fussabdruck, als Schatten, als Spiegelung oder (indirekt) Fotografie. In der obigen Abbildung erkennen wir einen Schatten an der Wand. Unser (ikonisches) Bildgedächtnis erkennt diesen Schatten als menschliche Silhouette. Ist der schwarze Schatten ein Schwarzer und erkennen wir ihn? Tatsächlich, es ist der Schatten Barack Obamas, des wohl mächtigsten Mannes der Welt. Das Bild Barack Obama symbolisiert Macht; dafür bürgt bereits sein Schatten. Die symbolische Ebene ist neben der indexikalischen und ikonischen in dieser Abbildung einer Tagesszeitung untrennbar verschweisst. Die eine funktioniert nicht ohne die andere. Das ist beispielsweise auch bei der Comic-Figur Lucky Luke so, dem Cowboy, der schneller schiesst als sein Schatten. Oder Madonna, oder dem Bild, das wir uns von Pestalozzi machen.
Kritische Lesende oder Hörende werden anmerken, dass hier mit Peirce ein sehr weiter Bildbegriff verwendet wird, unter den mentale Repräsentationen (das Bild, das w i r uns machen) sowie jegwelche (z.B. auch in sprachlichen Begriffen, Zahlen, Modellen und Konzepten enthaltene) Abbildweisen und so flüchtige Erscheinungen wie Schatten oder Spiegelbilder fallen. Dabei hiess es doch eingangs, ein Bild sei ein visuelles Medium. Und Spiegelbilder sind streng genommen nicht medial und Sprachbilder und Metaphern nicht visuell. Es gilt also, ein weites von einem engeren Bildverständnis zu unterscheiden.
  • Die Schriften zur Semiotik von Peirce sind Deutsch im Suhrkampverlag erschienen.