Bildinszenierung

Es ist nicht ganz ohne, sich der personifizierten Exekutive zu nähern, um sie ins fotografische Visier zu nehmen. Denn das Polizeifahrzeug ist besetzt (siehe das Bein in der offenen Fahrertüre). Schräg von hinten heisst: Weder im Rückspiegel, noch von vorne, noch seitlich sichtbar zu werden. Derart „erzählt“ dieses an sich uninteressante und unaufgeregte Foto seine Machart. Aber tun dies nicht alle Bilder auf ihre Weise?
Und was ist dabei die gesellschaftliche Relevanz?
Peter Sloterdijk (2004) meint zum Bildermachen:
Man kann die Geschichte der europäischen Staaten auf ihrem Weg ihre bunten nationalkulturellen Eigenwilligkeiten unter anderem als einen Prozess zur Ausbildung nationaler Erzählgemeinschaften, Halluzinationsgemeinschaften, Faszinationsgemeinschaften, Steuergemeinschaften, Opfergemeinschaften und Kriminalitätsgemeinschaften darstellen. Die neuere europäische Kultur wäre aus solcher Sicht nichts anderes als ein riesiges System zur Kanalisation von Trugbildern, durch die den Einzelnen ihr Ort in der Welt, das heisst ihre Berechtigung zur Teilnahme an nationalen Geschichten und kollektiven Delirien gezeigt werden. Alle Gewalt geht vom Nationalstaat aus - wenn dieser Satz gilt, wie erklären sich dann grelle Gewaltexzesse von der Art, wie sie in den aktuellen Action- und Horrorfilmen sichtbar werden?
Man braucht Sloterdijk nicht in allen Punkten zu folgen, um zu erkennen, dass sich der Bildgebrauch nur als Teil einer Bildkultur verstehen lässt. Bilder sind zeitlich, historisch, soziokulturell bedingt und somit möglich - oder unmöglich. Wenn Bilder derart ins Bild setzen: Wie erkennen wir ihren kulturellen Wert als Bild, Vorbild oder Trugbild?
  • Sloterdijk, P. (2004) Bilder der Gewalt - Gewalt der Bilder: Von der antiken Mythologie zur postmodernen Bilderindustrie. In Ch.Maar & H.Burda (Hrsg.) Iconic Turn. S. 333-348. Köln: Du Mont.